Laeiszhof (Hamburg-Altstadt)
"Deutsche Kamerun-Bananen"
Wie ein Unternehmen jeden „Zeitgeist“ mitnimmt!
Erstellt am 19.04.2012, zuletzt geändert am 17.01.2021 | hamburg commercial
Seit 1908 pflanzte die Afrikanische Fruchtcompagnie Aktiengesellschaft A.F.C. am Kamerunberg Bananen. Ziel war die Förderung des Anbaus der „Deutschen Kamerun-Banane“ in der damaligen deutschen Kolonie Kamerun. Von Beginn an gab es eine enge Verbindung mit der Hamburger Reederei Laeisz, die Großaktionär der Firma war. 1911 wurde die Firma offiziell gegründet. Besonders der Aufsichtsratsvorsitzende der Reederei Laeisz, Paul Gansauge, trieb das Geschäft voran.
Im Ersten Weltkrieg wurde die Produktion unterbrochen, die Flächen fielen an England. In den 1920er Jahren wurden diese wieder erworben und 1925 nahm das Unternehmen das Geschäft mit den „Kamerun-Bananen“ wieder auf. Erst Prokurist und dann Geschäftsführer war Willi Gansauge, der Sohn von Paul Gansauge. Die enge Verbindung mit der Reederei Laeisz blieb erhalten. Erich Ferdinand Laeisz war der Vorsitzende des Aufsichtsrats. Die Reederei begann 1929 mit dem Bau einer eigenen Flotte von Kühlschiffen für den Bananentransport.
Geschäfte während der Nazi-Zeit
Die Weltwirtschaftskrise wurde gut überstanden und 1930 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1938 unterhielt die Firma einen regelmäßigen wöchentlichen Linienverkehr mit Kamerun. In den Jahren von 1930 bis 1938 hat sich die Verschiffung von Bananen aus Kamerun verfünzigfacht. Ende 1938 beschäftigt die A.F.C. neben 74 kaufmännischen Angestellten und 200 in der Schifffahrt Beschäftigten über 2000 Arbeiter_innen in Kamerun.
Beseelt von der „deutschen Kamerun-Banane“ stellte Willi Gansauge 1937 seine Vorstellungen über die Vorteile der deutschen Pflanzungen Hermann Göring bei einem Besuch in Hamburg vor. Diese beinhalteten den Aufbau eines deutschen Wirtschaftsgebietes in Übersee auf privatwirtschaftlicher Basis. Willi Gansauge tat sich während des Nationalsozialismus in vielen kolonialrevisionistischen Wirtschafts- als auch Wissenschaftskreisen hervor. Er trat in diesen Kreisen für die Aufhebung der „künstlichen Gegensätze“ zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ein. So war er 1937 Gründer der „Kolonialen Arbeitsgemeinschaft“ der „Gesellschaft der Kaufleute im Hansischen Hochschulring“, eine sich ebenfalls in diesem Jahr geschaffene Sponsorengruppe für die Hamburger Universität. Zudem wurde er Beiratsmitglied in dem im Mai 1939 wiedereröffneten Hamburger Kolonialinstitut.
Onkel Tuca
Nach dem Verlust der Kolonien und auch der Ländereien des Unternehmens in Kamerun im Zweiten Weltkrieg, begann die A.F.C., immer noch unter Willi Gansauge, 1945 mit Pflanzungen in Liberia. Seit 1950 kamen die Importe hauptsächlich aus Mittel- und Südamerika und seit 1957 konzentriert sich die A.F.C. ausschließlich auf diese Region, da eine Wurzelkrankheit das Geschäft in Liberia wenig lukrativ machte. Die Markenbanane der A.F.C. mit Namen Onkel Tuca gibt es seit 1968.
Beide Unternehmen, die Reederei F. Laeisz GmbH und die Afrikanische Fruchtcompagnie GmbH sitzen auch heute noch in dem Laeiszhof an der Trostbrücke 1. Ihre Bananenreiferei hat die A.F.C. in der Bankstraße 29.
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Wie ein Unternehmen jeden „Zeitgeist“ mitnimmt!
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Autor_in | Mina Ringel |
Veröffentlicht | 19.04.2012 |
Zuletzt bearbeitet: | 17.01.2021 |
Quelle | Linne, Karsten (2011): "Deutsche Kamerun-Bananen“. Die Afrikanische Frucht-Compagnie Aktiengesellschaft. In: Möhle, Heiko (Hg.): Branntwein, Bibeln und Bananen. Der deutsche Kolonialismus in Afrika. Eine Spurensuche. |
Global Link (Geografischer Bezug): | Kamerun (Global Links Karte zeigen) |
Adresse: | Laeiszhof, Trostbrücke 1, Hamburg-Altstadt, 20457 Hamburg |
Koordinaten (Lat/Lon) | 53.54785/9.992177 |
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